Auszeichnung 2015

Wohnüberbauung Brunnmatt-Ost, Bern

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Auftraggebende:

Emil Merz AG Liegenschaften/Bauprojekte, Bern

Autorenschaft/Architektur:

Esch.Sintzel Architekten GmbH, Zürich 


Baumanagement:

ANS Architekten und Planer, Worb

Bauherrenberatung:

Michael Frey, Architekt, Bern

Bauingenieur:

Ernst Basler + Partner AG, Zürich

E/HLK/S-Planung:

Ingenieurbüro IEM AG, Bern

Landschaftsarchitektur:

Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten, Zürich 


Bauphysik:

BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich

Licht:

mosersidler. AG für Lichtplanung, Zürich


Fertigstellung:

2013

Adresse:

Schwarztorstrasse 102-110b, 3007 Bern

 

Die Wohnüberbauung Brunnmatt Ost im Mattenhof-Quartier ist nicht nur als einzelnes Bauwerk vorbildlich, sondern auch als Stadtbaustein, der seine Umgebung in jeder Hinsicht langfristig aufwertet. Auf einem ehemaligen Werkhofareal gelegen, komplettiert es die Blockrandbebauung zwischen Schwarztor- und Effingerstrasse. Damit bestätigt es die urbane Typologie und Nutzung der bestehenden Wohnbauten aus den 1930er-Jahren; Alt und Neu fügen sich zu einem Ensemble, das die Geschichte des Quartiers mit heutigen Mitteln fortsetzt. Diese Stadtreparatur ist auch der weitsichtigen Bauherrschaft zu verdanken, die einen grossen Teil der Altbauten im Blockrand besitzt. 

Entlang der stark befahrenen Schwarztorstrasse weist der Neubau eine strenge Backsteinfassade auf. Sie ist rhythmisiert durch Felder, deren Proportionen aus den tektonischen Möglichkeiten des Backsteins abgeleitet sind, und durch Pilaster, deren Kanten die obligaten Dilatationsfugen kaschieren. Die Backsteine selbst wurden eigens für diesen Bau hergestellt. Sie tragen die Spuren ihrer Fertigung und erzeugen eine lebendige Oberfläche. Ihre Farbe ist von den vorherrschenden Tönen im Quartier inspiriert; doch während die verputzten Fassaden der Nachbarbauten vom Verkehr verschmutzt sind, wirkt der gleiche Staub an der strukturierten Backsteinfassade als Patina: Das Haus darf altern, denn es altert gut.

Auf der Hofseite haben die Architekten den klassischen Typus des Hofhauses aufgegriffen, ihn aber mit dem Blockrand verschmolzen. Fünf Baukörper ragen in den ruhigen, grünen Hof hinein; damit entstehen vier Gärten, die einen eher privaten Charakter aufweisen, und ein länglicher Raum, der öffentlicher anmutet — und dies auch ist, dient er doch als Abkürzung für die Werktätigen im Quartier.

Diese präzise Abstufung von öffentlichen, halbprivaten und privaten Räumen setzt sich im Inneren fort, vom repräsentativen Hauseingang bis hin zu den intimen Loggien. Die meisten Wohnungen sind beidseitig orientiert, die Grundrisse entsprechend vielfältig und ausgefeilt. Die Materialien sind in Struktur und Farbe aufeinander abgestimmt, langlebig und werthaltig. Das Gebäude verbindet alte und neue Typologien, verwendet traditionelle Baustoffe für zeitgenössische Konstruktionen, versöhnt das grosse Volumen mit dem menschlichen Massstab und markiert Präsenz, um seine Umgebung zu stärken. So unaufgeregt es wirkt, so aufregend ist es.

Judit Solt

dipl. Architektin ETH, Fachjournalistin BR, Zürich

 

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