Auszeichnung 2018

Wasserkraftwerk Hagneck

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Auftraggebende:

Bielersee Kraftwerke AG, Biel

Gesamtplanung:

BKW Energie AG, Bern

Architektur/Bauingenieurwesen:

Penzel Valier AG, Zürich

Landschaftsarchitektur:

Raymond Vogel Landschaften AG, Zürich

Fertigstellung:

2015

Adresse:

Seestrasse 20, 2575 Hagneck



Eigentlich ist ein Stauwehr ein lineares Element: Es trennt das Oberwasser vom Unterwasser und reguliert so den Wasserfluss. Das war auch bei der Einmündung des Hagneck-Kanals in den Bielersee so, wo das Wehr seit 1878 seine Dienste tat. Schon um 1900 griff das nebenan erbaute Kraftwerk mit dem Seitenkanal in die Landschaft aus.

Als die Bielersee-Kraftwerke das Wehr erneuern und zu einem Wasserkraftwerk ausbauen wollten, verweigerte der Kanton zunächst die Konzession. Erst ein Gestaltungswettbewerb ermöglichte den Abbruch des denkmalgeschützten Wehrs und den Bau des modernsten Flusskraftwerks der Schweiz.

Der Architekt Christian Penzl und der Ingenieur Martin Valier haben ein Bauwerk gestaltet, das die Landschaft gleichermassen prägt wie es sich in sie einfügt — mehr sogar: Bauwerk und Landschaft steigern sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Zwischen dem Maschinenhaus und dem Endpfeiler am gegenüberliegenden Ufer stehen drei mächtige Wehrpfeiler im Lauf des Hagneckkanals. Dazwischen stauen vier Schütze das Wasser und markieren die Grenze zwischen Kanal und See. An diese Grundstruktur aus Beton fügt sich wie ein Balkon die Wehrbrücke an, die die beiden Ufer als öffentlicher Weg miteinander verbindet. Anders als sonst üblich liegt diese Brücke nicht auf den Pfeilern, sondern sie ist tiefer gesetzt. Das Wehr wirkt so weniger als Riegel, und die einzelnen Elemente sind ablesbar. Zudem verläuft der Weg so auf der Höhe des Oberwassers, wodurch die Passanten näher am Geschehen sind und die Funktionsweise des Wehrs unmittelbar erleben können. Oberwasserseitig schliesst eine elegante Brücke rechtwinklig an das Bauwerk an. Sie überspannt den Zuflusskanal des historischen Kraftwerks und ist mit einem engen Bogen ins Gelände eingebunden. Der Beton ist leicht gelb pigmentiert, was die einzelnen Bauteile zu einem prägnanten Ganzen verschmelzen lässt. Zudem weckt die Farbe Assoziationen zum gelben Jurakalk, was das Bauwerk zusätzlich im Terrain zu verankern scheint.

Zum Projekt gehören ebenso umfangreiche Massnahmen zur Renaturierung entlang des Kanals und in der näheren Umgebung, inmitten einer geschützten Auenlandschaft von nationaler Bedeutung. Verschiedene Auf- und Abstiegsmöglichkeiten sorgen dafür, dass die hier nachgewiesenen 37 Fischarten problemlos das Hindernis umgehen können.

Das Beurteilungsgremium ist beeindruckt vom grossen Werk und seinem umsichtigen Umgang mit Landschafts- und Naturräumen. So haben Penzel Valier zusammen mit dem Landschaftsarchitekten Raymond Vogel eine Anlage geschaffen, die sich gleichermassen selbstbewusst wie selbstverständlich in ihre Umgebung einfügt. Das Wasserkraftwerk Hagneck zeigt exemplarisch, welches Potenzial in Bauaufgaben liegt, bei denen scheinbar alle Parameter präzise definiert sind. In Hagneck wuchsen mit dem Projekt nicht nur die Aufgaben, sondern die Gestaltung übernahm den entscheidenden Part.

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