Ausgezeichnete Projekte

Häuser mit Kammern und Wegen

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Architektur

Atelier Scheidegger Keller, Zürich

Baumanagement

SAJ Architekten AG, Bern

Landschaftsarchitektur

Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern

Bauingenieurwesen

Monotti Ingegneri Consulenti, Locarno

Bauherrschaft

Fonds für Boden- und Wohnbaupolitik der Stadt Bern

Jahr der Fertigstellung

2018

Adresse

Zwyssigstrasse 12+14, 3007 Bern

Das idyllische Wohnquartier Vejelihubel mit den villenartigen, im Heimatstil gehaltenen Punktbauten entstand in der Zwischenkriegszeit. Im Jahr 1917 wurde das stattliche Schulhaus Munziger in Betrieb genommen und 100 Jahre später, schräg gegenüber an der Zwyssigstrasse die letzte freistehende Parzelle mit zwei Mehrfamilienhäusern mit je drei Wohnungen bebaut.

Die beiden Punkbauten mit den erkerartigen Balkonen, den Dachgauben und den charakteristischen Wälmdächern, Lochfassaden und Sockeln fügen sich nahtlos in die Umgebung ein. Atypisch ist jedoch die Materialisierung. Anstelle das Mauerwerk mit einem Zement zu verputzen, ist die Fassade aus Zementsteinen gemauert. Während im Sockelbereich dessen glatte Seite sichtbar ist, weist der Mittelteil eine tiefe Rillenstruktur auf. Deren raue Erscheinung entsteht durch das Auseinanderbrechen der als Doppelsteine produzierten Elemente. Auf diese Weise wird das Korn sichtbar und wie beim Kratzputz bestimmt dieses Ausdruck und Farbigkeit. Anders sind auch die Dachrinnen und die Ziegeleindeckung. Die Rinne ist in Ortbeton gegossen und die Ziegel bestehen aus unbeschichtetem Zement. Durch die direkte Konstruktion und die ruppige Materialverwendung wirken die beiden Bauten, trotz ihrer morphologischen Nähe zum historischen Bestand, keineswegs anbiedernd, sondern selbstbewusst und eigenständig.

Überraschend ist das Innere der beiden Häuser, denn nichts deutet aussen auf den räumlichen Reichtum hin. Einem einspännrigen Punkthaus typisch ist der allseitige und kammerförmige Wohnungsrundriss. Atypisch sind die Setzung der dienenden Räume (Bad, Küche, Garderobe) und deren Ausbildung als Schalträume, die axialen und diagonalen Raumverbindungen und der Anteil jeder Wohnung am Dach in Form eines überhohen Raumes. In dieser dichten zellulären Raumstruktur entsteht räumliche Grosszügigkeit durch die Vielzahl von Kammern, die sich zu langen Raumabfolgen öffnen lassen, unerwartete Wege erschliessen und vielfältige Blickbezüge in die Tiefe des Raumes und in die Umgebung erlauben. Die Wohnung gewährt Raum zur Aneignung und hat die Offenheit sie immer wieder neu und anders zu bewohnen.

Alle sechs Wohnungen folgen derselben räumlichen und geometrischen Logik. Abhängig der Konstellation der Schalt- und Hochräume und der Drehung der quadratischen Küche entsteht ein spezifisches Raumgefüge, das jede Wohnung zu einem Unikat macht. Zurück zur Übersicht